…es Speisekarten aus Stein oder Loden gibt?

Die Geschichte der Speisekarte ist umstritten und über weite Strecken nicht zu belegen. Es könnte sein, so vermuten mache Hobbyhistoriker, dass bereits bei den Assyrern Gastwirte ihre Speiseangebote in Tontafeln ritzten und so publik machten. Dies ist jedoch nicht belegt. Die ersten Speisekarten, wie wir sie kennen, sind erst im 19. Jahrhundert zum Einsatz gekommen.

Zuvor, fast das ganze Mittelalter hindurch, wurden die Speisefolgen zumindest bei Hof von einem Hofmeister angekündigt. Mit der klassischen Speisekarte, wie sie auch heute noch zum Einsatz kommt, hätte man im Mittelalter wenig anfangen können. Immerhin konnte ein Großteil der Menschen damals weder lesen noch schreiben, diese Techniken waren einer ausgewählten Gruppe von Gelehrten, Mönchen und Adeligen vorbehalten.

Die ersten Speisekarten und Menükarten stammen aus Frankreich und fanden ihre Verbreitung nach der Eröffnung des ersten Restaurants in der Hauptstadt, um 1765. In der Zeit der Französischen Revolution (1789–1799) wurden viele Köche, die zuvor bei Hof gekocht hatten, arbeitslos und begannen, ihre eigenen Restaurants zu eröffnen. Dies veränderte von Paris aus die Kultur der Gastwirtschaften, wo zuvor meist ein Tagesgericht zu einer ganz bestimmten Zeit serviert wurde. Dieses Gericht wurde in machen Gasthäusern mit Kreide an eine Tafel an der Wand geschrieben, von Speisekarten war noch keine Rede.

Mit den neu eröffneten Restaurants bot sich plötzlich die Möglichkeit, zu verschiedenen Zeiten, auch am Abend, in einem Gasthaus zu speisen und aus einer Fülle von Speisen auszuwählen. Für diese Fülle wurden die Speisekarten und Menükarten notwendig, denn das Aufzählen des großen Angebotes wäre kaum mehr möglich gewesen. So ist belegt, dass in einem der ersten Restaurants in Paris allein über 12 verschiedene Suppen und 24 verschiedene Vorspeisen angeboten wurden. Man hatte etwas von der prunkvoll höfischen Speisekultur übernommen! Sowohl diese neue Art der Speisenauswahl als auch ihre Auflistung in einer Karte verbreiteten sich von Frankreich aus in die ganze Welt.

Heute gibt es – nach einer etwas düsteren Kultur von lieblos gestalteten und kopierten Speisekarten – wieder so genannte Speisekartenmanufakturen, die Speisekarten und Menükarten aus den verschiedensten Materialien herstellen. Und dies führt zurück zu den alten Assyrern! In Oberösterreich gibt es eine Speisekartenmanufaktur, die Speisekarren nicht nur aus Karton und Leder, sondern auch aus Loden, Holz oder Stein vertreibt!

Von der Reischl+Sohn GmbH aus Salzburg stammen auch die hilfreichen Informationen zur Geschichte der Speisekarte. War das nicht spannend?